Eine schwierige Suche war am Ende erfolgreich: Der Klub zum guten Endzweck wird nach zwei Jahren Vakanz einen neuen Pächter bekommen.
Und große Umbaumaßnahmen stehen auch bevor.
Axel Milkert
Emden - Es war ein extrem dickes Brett, das der Vorstand des Klubs zum guten Endzweck seit 2021 bohren musste. Jetzt ist es geschafft, nicht zuletzt mithilfe eines Gastronomieberaters: Ein neuer Pächter für den Gastronomiebereich ist gefunden. Die Agilio gGmbH wird Nachfolgerin des Pächterehepaars Lange, das nach über 25 Jahren zum September 2021 den Vertrag gekündigt hatte.
Auftakt mit Spargel
Agilio wird zum 1. September offiziell an den Start gehen, verkündete Klub-Vorstandsvorsitzender Klaus Detering am Donnerstag in einem Pressegespräch. Am Abend zuvor war den Mitgliedern des Hauses der neue Betreiber des Restaurantbetriebs präsentiert worden – bei einem Spargelessen, das Agilio servierte. 90 von 300 Mitgliedern waren gekommen. Das Interesse war also offensichtlich groß.
Detering und sein Vorstandskollege Jan-Niklaas Brons machten deutlich, dass es sich bei diesem Gastronomiebetrieb um eine „sehr spezielle Konstruktion“ handelt. Das Restaurant bedient große Veranstaltungen wie das Schiffsmakleressen, das Nautische Essen und das Kaufmannsmahl, aber auch andere Feiern und Gesellschaften. Der Betreiber muss folglich anders disponieren als ein Betrieb, der vom Tagesgeschäft lebt. Andererseits biete diese besondere Konstellation eine gewisse Planungssicherheit – gerade auch für ein Unternehmen, das inklusiv tätig ist, also Menschen mit und ohne Beeinträchtigung beschäftigt, unterstrich Agilio-Geschäftsführer Dieter Peters. Die einzelnen Mitarbeiter würden immer dort eingesetzt, „wo sie ihre Stärken haben“.
Personalsuche
Klar ist, dass Agilio die zusätzlichen personellen Kapazitäten nicht allein aus dem aktuellen Personalbestand stemmen kann. Man werde auf die Suche nach weiteren Mitarbeitern für Service und Küche gehen und dafür „auch überregional“ werben, kündigte Peters an. „Das wird sicher ein schwieriger, steiniger Weg“, räumte er angesichts der Probleme ein, die es in der Gastronomie in puncto Personalgewinnung gibt. Agilio bilde selber aus und könne auch auf diesem Weg neue Fachkräfte für sich generieren, führte Peters weiter aus. „Ansonsten müssen wir punkten mit guten Arbeitsbedingungen, einer anständigen Bezahlung und netten Gästen. Außerdem wird es gute Möglichkeiten für Teilzeitarbeit geben.“ Agilio ist gastronomisch in Emden bereits mit dem „Leckerpott“ am Ratsdelft (Emdens erstes bio-zertifiziertes Restaurant) und dem Hafenbistro im Gründungszentrum vertreten.
Teil des Klub-Konzeptes wird der eigene, 85 Hektar große Bio-Hof „Lüttje Plaats“ in Eilsum sein. „Das können wir sehr gut einfließen lassen“, erklärte Ines Cordes, die als Küchenchefin im Klub agieren wird. Die Hausleitung übernimmt Martina Weber. Peters: „Der Klub bietet für uns ideale Voraussetzungen, um kulinarisch in Emden ganz vorne mit dabei zu sein.“ Danach klingt auch der künftige Name des Klub-Restaurants: „Voltaire“ soll es heißen, nach dem bedeutenden französischen Philosophen und Vertreter der Aufklärung.
Dieter Peters findet den Namen auch deshalb passend, weil der 1802 gegründete Klub letztlich für Werte wie „Bürgerrechte, Bildung und Allgemeinwohl“ stehe.
Umfangreiche Sanierung
Bei allem Bewusstsein für Tradition in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Bollwerkstraße: Veränderungen müssten von Zeit zu Zeit sein, sagte Jan-Niklaas Brons. Ein umfassender Sanierungsplan ist inzwischen erstellt worden. Arbeiten für rund eine halbe Million Euro sind geplant. Die Liste umfasst die Modernisierung der in die Jahre gekommene Küche, den Anbau eines Aufzugs am Gebäude, eine Toilette für Menschen mit Beeinträchtigung, den Austausch zweier Kühlhäuser, einen neuen Hintereingang, die Renovierung der Personalräume und eine Verbesserung des Brandschutzes. „Bis September soll der größte Teil erledigt sein“, sagte Vorstandsmitglied Volkmar Jürgen Janssen. Er geht davon aus, dass zumindest ein Teil der Maßnahmen öffentlich gefördert werden kann. Grundsätzlich möglich ist dies ohnehin für jeden Arbeitgeber, der Menschen mit Beeinträchtigung beschäftigt und dafür Investitionszuschüsse beantragen kann, ergänzte Peters.
Die Ideen des neuen Pächters reichen übrigens weit über gastronomische Angebote hinaus. Dieter Peters denkt zusätzlich über „Kleinstkunst“-Veranstaltungen im Klub nach, kleine Darbietungen zu Literatur, Musik oder „seefahrtstypischen Themen“ – vielleicht ja auch mal Kleinstkunst rein philosophischer Nuancierung à la Voltaire.
Emder Zeitung (Axel Milkert) vom 20. April 2023, Bild: Axel Milkert